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Nachruf



Zum Tode des Lehrers Hans Harle ..."tot ist nur, wer vergessen wird." I. Kant


Bild: Portrait Hans Harle
4. Mai 1938 - 17. Oktober 2023

Die Geschichte der Grabatzer deutschen Schule ab den sechziger Jahren bis zu ihrer Selbstauflösung ist eng mit dem Namen eines Lehrers verbunden: Hans Harle.

Dank seines didaktischen Gefühls und Könnens, seiner unangefochtenen Persönlichkeit in und außerhalb der Schule, seiner menschlichen Art hat "unser Harlelehrer" in über zwei Jahrzehnten in unserer Gemeinde viele Schülergenerationen geprägt sowie durch seine außerschulische Kulturarbeit zur Identitätsbewahrung unserer Banater Landsleute beigetragen. Er wird in wacher und liebevoller Erinnerung in uns weiterleben!

Sein hervorragender Deutschunterricht hat vielfach Früchte getragen und die Berufswahl zahlreicher Schüler nachhaltig beeinflusst. Auch meine. Auf über zehn Deutschlehrer kann Grabatz stolz sein!

Mit fundierten Grammatikkenntnissen und einer sicheren Rechtschrift hat Lehrer Harle seine Schüler in die weiterführenden Schulen entlassen; auch gab er uns die Ideale seiner geliebten Klassiker mit auf unseren weiteren Lebensweg.

Mit Goethes "Wandrers Nachtlied" soll die Erinnerung an meinen verstorbenen Lehrer, Kollegen und väterlichen Freund beginnen.

Über allen Gipfeln
Ist Ruh,
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch.


Wie in diesem harmonischen Landschaftsbild stellte sich auch bei Hans Harle nach einer langen Wanderung in seinen letzten Jahren die Abendmüdigkeit in Erwartung auf die baldige Ruhe ein.

Er war ein unermüdlicher Wanderer, der in zwei Ländern, in unserem Heimatland und hier in Deutschland in seinem Lehrerberuf voll aufgegangen ist.

Seine irdische Reise begann am 4.Mai 1938 in Neudorf, einem deutschen Dorf im Banat, im Kreis Arad. Es wurde in eine Zeit hineingeboren, als sich bereits dunkle Wolken über Europa zusammenbrauten und der Zweite Weltkrieg sich ankündigte. Als der Knabe die erste Klasse besuchte, war der Vater bereits an der Front und seine Mutter wurde in die damalige Sowjetunion deportiert. Er selbst blieb bei seiner Harle Oma, bei der er trotz der schwierigen Umstände eine sorglose Kindheit hatte.

Die Grundschule besuchte er in seinem Heimatort und die deutschsprachige weiterführende Schule in Lippa. Nach dem Abschluss der Deutschen Pädagogischen Lehranstalt in Temeswar trat er seine erste Lehrerstelle an der deutschen Schule in dem kleinen Grenzort Lunga an. Hier lernte er Theresia Horn kennen. Sie heirateten im Jahre 1957. Ihre beiden Töchter, Ingrid und Sigrid vervollständigten das Familienglück. In dem zu Groß-Komlosch gehörenden Ortunterrichtete er die Klassen 1-4 im Simultanunterricht. Eine Herausforderung selbst für erfahrene Lehrer, besonders aber für Berufsanfänger!

Sein geleisteter Militärdienst, eigentlich eher ein Arbeitsdienst, gelangte ihm letztlich zum Vorteil, da er im Büro den Buchhalterberuf von der Pike auf erlernte, was ihm als späterer Schulleiter bei den Verwaltungsaufgaben zugute kam.

Nach seinem Militärdienst wurde der Junglehrer Harle im Januar 1961 an die Allgemeinschule in Grabatz versetzt, wo er zunächst als Deutschlehrer, danach als Grundschullehrer erfolgreich tätig war. Nach der Definitivatprüfung, dem 2. Staatsexamen, bekleidete er abwechselnd das Amt des Schulleiters, bzw. des stellvertretenden Schulleiters. Mit der wissenschaftlichen Arbeit " Recht -schreibprobleme in der Grundschule" und den erforderlichen Prüfungen wurde ihm 1975 der 1. Dienstgrad verliehen.

Als in den siebziger Jahren auch in Rumänien die Mengenlehre in den Mathematikunterricht der Grundschulen Einzug hielt, veröffentlichte Hans Harle dazu Anleitungen unter dem Titel "Mengenlehre- Denkimpuls", die in 16 Folgen der deutschsprachigen lokalen Tageszeitung "Neue Banater Zeitung", NBZ erschienen.

Bis zu seinem Ausreiseantrag war Hans Harle 16 Jahre lang Gemeinderat und konnte so ein gewichtiges Wort in den schulischen Belangen mitreden, von der Ernennung deutscher Lehrkräfte auch zum Unterricht in den Nebenfächern, der Gestaltung des Stundenplans bis hin zum Neubau der Schule. Dass bei zu geringer Schülerzahl die deutschen Klassen noch aufrecht erhalten werden konnten, ist dem Einfallsreichtum des Schulleiters Harle zu verdanken. Er schrieb die ohnehin kaum zur Schule kommenden Zigeunerkinder( Sie nannten und nennen sich mit Stolz selbst so, weder Sinti noch Roma.) in die deutschen Klassen ein, auch überredete er rumänische Eltern, sogar Kollegen dazu, ihre Kinder zumindest für die Zeit der Grundschule die deutschen Klassen besuchen zu lassen. Damit bei zu knapper Schülerzahl eine deutsche Klasse nicht aufgelöst, bzw. der rumänischen einverleibt wurde, gelang es ihm, sogar Kinder aus den Nachbardörfern Wiseschdia und Gottlob nach Grabatz zu bringen. Die Verwaltungsaufgaben wie z.B. die Beschaffung von Brennmaterial und Reinigungsmitteln,Aktenführungu.Ä. , erledigte er genauso gewissenhaft wie die eigentliche Aufgabe des Schulleiters, den didaktisch-pädagogischen Ablauf des Unterrichts durch Hospitationen, Anleitungen und Fortbildungskurse zu gewährleisten oder Unterrichtsmaterial zu besorgen.

Obwohl er wegen seines Ausreiseantrags bereits auf der "Abschussliste" stand, war er noch maßgeblich an der Planung des Erweiterungsbaus beteiligt. Doch unterrichten konnte er darin nicht mehr, da im April 1982 alle Lehrkräfte, die einen Ausreiseantrag gestellt hatten, entlassen wurden. Ohne ein Wort des Dankes oder eine kleine Abschiedsfeier verließen zu Beginn der Frühjahrsferien - in Rumänien gab es keine Osterferien, bzw. Weihnachtsferien - er und weitere Kollegen die Schule und gingen einer ungewissen Zukunft entgegen. Ich hatte einem seiner damaligen Schüler heimlich ein Blatt mit einer kleinen Abschiedsrede zugesteckt. Kollege Harle erkannte den Urheber. Zutiefst gerührt dankte er mir dafür beim endgültigen Verlassen des Schulgebäudes.

Sein Geist wehte danach dennoch weiter in der Grabatzer Schule. In so manchen Lehrersitzungen wurde er noch zitiert und die Schulleiterin fragte öfters noch, wie wohl Hans entschieden hätte. Die Entlassung derqualifizierten deutschen Kollegen damals war eine merkliche Zäsur. Unqualifizierte Lehrer, die lediglich ein Lyzeum abgeschlossen hatten, füllten die Lücken. Sie taten ihren Dienst sicherlich nach bestem Wissen. Doch der plötzliche Abgang der erfahrenen Lehrer hinterließ deutliche Spuren. Mit einem Schlag wurde für die deutschen Klassen plötzlich alles anders.

Bis zu seiner politisch begründeten Entlassung durchlief Lehrer Harle nicht nur eine segensreiche Lehrerlaufbahn, auch außerhalb der Schule entfaltete er eine ersprießliche Tätigkeit zum Wohle unserer Grabatzer Gemeinde.

Er leitete die deutsche Laien-Theatergruppe, mit der er die Landesphase in Bukarest erreichte. Er organisierte Kirchweihfeste, verfasste in Anlehnung an Adam Müller- Guttenbrunn zahlreiche Kirchweihsprüche. Mit den Trachtenfesten und anderen abendfüllenden Veranstaltungen, bei denen er Organisator, Regisseur und Ansager zugleich war, gelang es ihm, die Zuschauer für kurze Zeit ihre immer größer werdenden Alltagssorgen vergessen zu lassen.

Bei den anschließenden Tanzunterhaltungen zeigten sich seine Frau und er als gute und begeisterte Tänzer. Besonders auf die Posaunen-Polka " zeppelte" das Ehepaar Harle gerne.

In Hans Harles Autobiographie können wir lesen:
"Die Pflege von Sitte und Brauchtum begann in der Schule. Deutsche Volkslieder, Volkstänze, Theaterstücke in Mundart und Hochsprache banatschwäbische Trachtenfeste standen Jahr für Jahr auf dem Veranstaltungskalender unserer Schule. Dass diese Vielfalt an Brauchtums -pflege auf allen Ebenen der erzieherischen Einrichtungen gepflegt werden konnte, verdanken wir deutschen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die durch ihre gesellschaftliche Stellung, ihr diplomatisches Geschick, oft auch durch ihren risikoreichen Einsatzes den Lehrern ermöglichten, diese hohen Werte in der Schule und im kulturellen Leben zu hegen und pflegen. All diese Werte sind heute niemandem fremd, der in Rumänien eine deutsche Schule besuchte und sich als Deutscher bekannte. Darauf sind wir Lehrer aus Rumänien, ich glaube zu Recht, stolz."

Unsere heutige Existenz als Deutsche hier in Deutschland verdanken wir unserer deutschen kulturellen Verortung und Herkunft, letztlich unseren deutschen Schulen und besonders der Lehrerschaft.

Dass Hans Harle auch ein begeisterter Fußballliebhaber war, soll hier nicht unerwähnt bleiben. Er war HSV-Fan, aber noch mehr drückte er der deutschen Nationalmannschaft die Daumen. Noch Ende der siebziger Jahre trafen wir Kollegen uns mittwochs im Lehrerzimmer, um gemeinsam bei einem Glas des eigenen Weins die internationalen Fußballspiele im serbischen oder ungarischen Fernsehen zu verfolgen. Sicherlich hätte jeder von uns auch zuhause fernsehen können, doch waren die Gemeinschaft und die Fachsimpelei etwas ganz Besonderes. Darüber hinaus vergaßen wir jedoch nicht, dass wir in einer Schule waren, sodass so manches pädagogische Gespräch nicht ausblieb.

Natürlich beschäftigte uns die durch die Ausreisewelle verursachte immer kleiner werdende Schülerzahl und es stellte sich die immer wiederkehrende Frage: " Bleiben oder gehen?", die letztlich jeder für sich beantworten musste.

Nach seiner Entlassung aus dem Schuldienst bis zur Ausreise standen Hans Harle und seiner Familie noch drei schwierige Jahre bevor. Mit Privatunterricht und den Erträgen von ihrem Hausgarten konnte sich die Familie bei der allgemein prekären Versorgungslage über Wasser halten.

Mit gemischten Gefühlen und Sorge um die zurückgebliebenen Eltern in Neudorf hat die Familie Harle am 6. Februar 1985 Grabatz verlassen.

Abschied und Neuanfang
Die ersten zwei Jahre in Deutschland waren von Enttäuschungen geprägt: Sein Lehrerdiplom wurde nicht anerkannt, der altgediegene, erfahrene Deutschlehrer musste plötzlich einen Deutschkurs belegen, gemeinsam mit jungen Studenten wieder die Schulbank drücken und sich erneut der zweiten Staatsprüfung stellen, um dann letztlich nach über zwei Jahren in den staatlichen Schuldienst übernommen zu werden.

Dazu seine eigenen Worte: " Es war eine sehr schwere Zeit, denn es fiel mir unheimlich schwer, mich vom lehrerzentrierten auf den schülerzentrierten Unterricht umzustellen. In dieser Zeit hatte ich so viel berufliche Enttäuschungen erlebt, wie nie zuvor in meinem Berufsleben. Oft war ich der Verzweiflung nahe."

Der Wunsch, wieder unterrichten zu dürfen, war jedoch groß genug, um all diese Hürden erfolgreich zu meistern. Ab 1987 war es ihm gegönnt, wieder Lehrer zu sein. Der fast 50-jährige "Junglehrer " erhielt eineFestanstellung an der Grundschule Birkmannsweiler in Winnenden und erlebte hier tatsächlich seinen zweiten Lehrerfrühling als Deutschlehrer und Klassenlehrer. Er brachte sich dank seiner Erfahrung in die Schulverwaltung ein und wurde 1994 wieder zum stellvertretenden Schulleiter berufen. Auch hier hatte er bis zu seiner Pensionierung noch wertvolle und früchtetragende pädagogische Arbeit geleistet. Davon konnte ich mich persönlich 2003 bei seiner Abschiedsfeier in den Ruhestand an den Ansprachen ehemaliger dankbarer Schüler, der Schulleiterin und des Schulrats überzeugen.

Einer diese Schüler war auch ich. Ich holte die bei seiner Entlassung in Grabatz nicht stattgefundene Abschiedsrede nach und bedankte mich im Namen aller Grabatzer für all das, was Hans Harle in unserem Heimatort geleistet hat. Es war ein rührender Moment für mich und meine Frau, für die gesamte Familie Harle sowie die anwesenden Lehrer, Eltern und Schüler.

Durch die Wiedereinstellung in den Schuldienst erlangte Hans Harle seine frühere Schaffenskraft wieder. Er leitete Rechtschreib-und Deutschkurse an der VHS in Winnenden und er arbeitete mit am zweiten Grabatzer Heimatbuch mit seinem Beitrag "222 Jahre deutsche Schule in Grabatz". Seine 1999 erschiene "Kurzgeschichte der Gemeinde Neudorf" reiht sich an den bereits 1975 in Handwerk und Brauchtum erschienenen Artikel "Der Lebenskreis in Neudorf/Lippa". Die Gründung der HOG Neudorf geht auf seine Initiative zurück. Beim ersten Neudorfer Treffen wurde er 1987 zum Vorsitzenden gewählt, ein Ehrenamt, das er 20 Jahre mit viel Engagement erfüllte.

Leider konnte sich das Ehepaar Harle nicht lange des gemeinsamen Ruhestands erfreuen, denn im Dezember 2004 verlor Hans Harle seine Frau. Bei der Trauerfeier erkannten wir, dass der Witwer von seinen beiden Töchtern wohl umsorgt ist, was auch bis in seine letzte Lebensphase so geblieben ist.

In unseren Gesprächen in den letzten Jahren berichtete er mir immer wieder voller Stolz von dem erfolgreichen Studium und der Promotion seiner Enkelkinder, aber auch von den zunehmenden Beschwerden des Älterwerdens.

Als ihm in den letzten Monaten seine Beine den Dienst zu versagen drohten und es am Ende des Weges immer steiniger und schwerer wurde, wählte er einen würdevollen Abgang von der Bühne des Lebens, ohne weitere medizinische Eingriffe in Anspruch zu nehmen.

Erfreulicherweise haben doch etliche Grabatzer Landsleute Hans Harle auf seinem letzten Weg begleitet. Für mich war es eine große Ehre, bei seiner Trauerfeier ihn noch einmal in einer kurzen Ansprache zu würdigen.

Wie der Wanderer in Goethes Nachtlied sehnte sich Hans Harle am Ende seines erfüllten Lebens nach Erlösung und dem "süßen Frieden", dem ultimativen Ziel menschlichen Strebens.

Dieses zweite "Wandrers Nachtlied" Goethes soll den Rahmen dieses Nachrufs vervollständigen:

"Der du von dem Himmel bist,
Alles Leid und Schmerzen stillest,
Den, der doppelt elend ist,
Doppelt mit Erquickung füllesst,
Ach, ich bin des Treibens müde!
Was soll all der Schmerz und Lust?
Süßer Friede,
komm, ach komm in meine Brust!"


In freundschaftlicher Erinnerung, Walter Schneider, September 2024

Erstellt: 12.09.2024

Zum Tode des Lehrers und Literaten Helmfried Hockl


Abschied von einem außergewöhnlichen Pädagogen

Bild: Helmfried Hockl

"Eigentlich wollte ich gar nicht nach Grabatz, im Herbst 1969. Ich selbst empfand vieles von dem, was den Grabatzern andernorts als Mangel angekreidet wurde, als ausgesprochene Stärke, als Vorzug. Es erleichtert einem Lehrer den Zugang zu den Schülern ungemein, wenn diese ein aufgeschlossenes, lebhaftes Temperament haben", schwärmte Helmfried Hockl rückblickend an jene fernen Tage. Es sollten für ihn, den außergewöhnlichen Pädagogen, die sieben schönsten Jahre seines Lebens werden. Wenn er von seiner Zeit als Grabatzer Lehrer erzählte, blühte er auf, seine Augen verloren sich träumerisch in der Vergangenheit, ein kleines Stück seiner einst jugendlichen Vitalität blitzte wieder auf und er trat für kurze Augenblicke aus dem Schatten seines berühmten Vaters, des Dichters und Mundartautoren Hans Wolfram Hockl, unter dem er zeitlebens stillschweigend litt. Als Lehrer in Grabatz machte sich Helmfried Hockl unsterblich. In seinem Unterrichtsfach Deutsch war er unerbittlich streng aber niemals ungerecht, legte sein Augenmerk auf die Rechtschreibung, Grammatik und ganz besonders auf die Aussprache. Er schaffte es, dass seine Schüler Freude am Lesen fanden und sich freiwillig Lektüre der nächst höheren Lehrstufe zu Gemüte führten. Er war Lehrer, Vertrauter und Freund in einer Person, seine pädagogischen Aktivitäten gingen weit über das Schulische hinaus. In den großen Sommerferien veranstalte er mehrfach Reisen mit seinen Schülern in die rumänischen Karpaten, manchmal aber auch nur Radtouren durch die Banater Heide. Unter seiner Leitung wurden Theaterstücke und Rollenspiele eingeübt und zum Besten gegeben. Als Klassenlehrer begeisterte er seine Zöglinge, die ihm damals ganz besonders am Herz lagen, und brachte ihnen Handball bei. Was als Hobby und Spaß begann, endete in regionalen Turnieren, die von seinen Schülern samt und sonders gewonnen wurden. Da waren Turnierbilanzen mit 102:17 Toren für die Grabatzer dabei, Statistiken, die in den Regalen des Pädagogen bis zu seinem Ableben vor wenigen Tagen ihren gesonderten Platz fanden und die er jedes Mal stolz vorzeigte. Eine jener ehemaligen Schülerinnen schaffte es sogar später in die erste rumänische Handballliga als Spielführerin.

Helmfried Hockl erblickte am 6. August 1942 in Lenauheim als ältestes von drei Kindern das Licht der Welt. Sein Vater zog in den Krieg und blieb anschließend in Österreich, wo er eine neue Familie gründete. Somit wuchsen Helmfried und seine beiden Schwestern vaterlos auf. Hans Wolfram Hockl war ebenfalls Pädagoge, in der Temeswarer "Banatia", der größten Lehrerbildungsanstalt Südosteuropas. Zusammen mit seinem Bruder Nikolaus wurde er damals von den anfänglichen Kriegsereignissen mitgerissen und geriet in den Strudel jener zeitlichen Elemente. Nikolaus Hockl, Helmfrieds Onkel, war ebenfalls Lehrer und Direktor des deutschen Gymnasiums in Reschitza. Er war einer der Mitbegründer des "Wandervogels" im Banat und später einer der führenden Wegbereiter des Nationalsozialismus in der deutschen Jugend Rumäniens. Der großen Begeisterung für die Nationalsozialistische Ideologie folgte für Nikolaus Hockl der Tod in russischer Verbannung und für Hans Wolfram ein Zweitleben fern seines Geburtsortes. Helmfried Hockl litt unter der Vergangenheit seines Vaters und seines Onkels und wurde deshalb, sogar fünfzig Jahre nach Kriegsende, mehrfach anonym angefeindet, obwohl er nichts dafür konnte. Ein anderer Onkel Hockls war Stefan Heinz, den Banatern besser bekannt als Hans Kehrer oder Vetter Matz vun Hopsenitz. In diese Familie gestandener Persönlichkeiten hineingeboren, musste auch Helmfried Hockl seinen Platz im Leben finden. Nach seinem Abitur im Jahr 1960 absolvierte er eine dreijährige Buchdruckerlehre im Polygraphischen Institut Temeswar. Anschließend studierte er Germanistik an der philologischen Fakultät. 1967 erhielt er eine Lehrerstelle in Großjetscha, einem Nachbarort von Lenauheim. Nach zwei Jahren musste er diese Lehrstelle für die Frau des dort ansässigen Agroingenieurs räumen. Er war damals darüber verbittert, wie er später gestand. Obwohl der Ort keinen Bahnhof besaß und das Pendeln zwischen Lenauheim und Goßjetscha schwierig war, hatte er sich dort dennoch gut eingelebt und zu seinen Schülern und deren Eltern bestand ein gutes Verhältnis. Im September 1969 erhielt er die Stelle des Deutschlehrers in Grabatz. Seine Leistungen an jener Schule sind unerreicht und prägten Schüler mehrerer Jahrgänge. 1976 wurde Hockl aus dem Schuldienst entlassen und durfte im November des gleichen Jahres nach Deutschland ausreisen. Ab da begann der Leidensweg des Pädagogen. Er ließ sich in Heidelberg nieder, das Land Baden-Württemberg jedoch erkannte sein in Rumänien erworbenes Hochschuldiplom nicht an, und er musste sich mit niederen Arbeiten in der Verwaltung, in Archiven und als Buchhändler sein Einkommen verdienen. Vergeblich bewarb er sich, als die Stelle eines Kulturreferenten für Südosteuropa in Ulm vakant wurde, was ihn damals zutiefst erschütterte. Ende der Neunziger erkrankte Helmfried Hockl, wurde an der Halswirbelsäule operiert und musste nach einer daraus entstandenen Schwerbehinderung in Frührente gehen. Dementsprechend niedrig fiel dann später auch seine Rente aus. Die letzten Jahre seines Lebens pflegte der eingefleischte Junggeselle hingebungsvoll seine alte Mutter die, bereits altersschwach, in einem Heidelberger Pflegeheim untergebracht war. Helmfried Hockl war seit seiner Jugend literarisch aktiv und publizierte in verschiedenen Periodika, Tageszeitungen, verfasste zusammen mit seinem Vater einen Band über die Lenauheimer Mundart und brachte 2007 den Band Straßen der Erinnerung heraus. Für die Kreisverbände Heidelberg und Mannheim hielt er mehrfach Lesungen und Diavorträge für seine Banater Landsleute. Der Lehrer und Autor Helmfried Hockl verstarb Anfang Juli in Heidelberg im Alter von 71 Jahren. Durch seinen Tod verliert die Landsmannschaft der Banater Schwaben einen begnadeten Literaten und Pädagogen.

Verfasst von Alfred Ivanov, im Namen der HOG Grabatz

Erstellt: 13.07.2014

Johann Horn (25.11.1943 Wien-Hinterbrühl - 11.12.2013 in Rudersberg-Michelau)


Abschied vom Vorstandsvorsitzenden der HOG-Grabatz

Bild: Portrait Nikolaus Horn
Anfang Dezember 2013 mußte die HOG-Grabatz von ihrem 1. Vorsitzenden, Herrn Hans Horn, für immer Abschied nehmen. Nur wenige Tage nach seinem 70. Geburtstag verstarb dieser nach einer kurzen, bösartigen Krankheit.

Geboren wurde er am 25 November 1943, während des Krieges und der Flucht, in Wien-Hinterbrühl, in Österreich. Nach Kriegsende kam er mit seinen Eltern und den Geschwistern Theresia und Nikolaus ins Banat zurück, wo er in Lunga seine Kindheit verbrachte.

Ab 1954 wohnte er in Grabatz, bei seiner Großmutter väterlicherseits, um dort weiter die Schule zu besuchen und den Unterricht in deutscher Sprache genießen zu können. Nach dem Schulabschluß machte er in Grabatz auch eine Lehre, beim Friseurmeister Josef Schüpfer, wo er das Handwerk des Herrenfriseurs erlernte. Nach erfolgreich abgeschlossenen Lehrjahren arbeitete er als selbständiger "Darfbalwierer". In dieser Zeit beteiligte er sich auch rege am Grabatzer Kulturleben, war Mitglied der Theatergruppe, machte als "Kerweibu" mit und betrieb den Handball-Sport.

Nach geleistetem Militärdienst verlegte er seinen Arbeitsplatz und auch seinen Wohnsitz nach Hatzfeld, wo er zunächst bei der Handwerksgenossenschaft "Viitorul" als Friseur arbeitete. Später mußte er krankheitsbedingt seinen erlernten Beruf aufgeben, schulte zum Maurer um und arbeitete, bis zu seiner Aussiedlung 1990 in die Bundesrepublik Deutschland, beim Hatzfelder Bauunternehmen.

Aus seiner Ehe mit Anna Weber, erwuchsen die Kinder Brigitte und Osming. Mit seiner Familie fand er hier in Deutschland, in Rudersberg-Michelau, eine neue Heimat. Nach seinem Rentenantritt 2008 hatte er endlich Zeit für seine Hobbys, seinen Blumen-und Gemüsegarten und seine Briefmarkensammlung, mit der er sogar auf Börsen handelte. Viel Freizeit verbrachte er auch mit seinen Enkelinnen Astrid, Michelle und dem Nesthäkchen Alexandra, die sein ganzer großväterlicher Stolz waren.

Sein Amt als Vorstandsvorsitzender der HOG-Grabatz konnte er leider nur ein Jahr lang ausüben, nur ein einziges Heimatblatt redigieren und Beiträge verfassen. Am 11. Dezember 2013 wurde er von seinem schweren Leiden erlöst. Die neue Vorstandschaft der HOG-Grabatz spricht allen Familienangehörigen ihre herzliche Anteilnahme über den großen Verlust aus. Sein Andenken wird ehrend bewahrt!

Nimm ihn mit auf die Reise,
den Traum von der Heimat.
So bist Du zu Hause!
(von Nikolaus Horn)

Verfasst von Monika Follmer und Ingrid Harle-Rutschmann

Erstellt: 11.12.2013, zuletzt geändert: 12.01.2014

Jakob Dietrich (02.07.1924 in Grabatz - 02.02.2012 in Karlsruhe)


Zum Tode des Autors und Heimatforschers Jakob Dietrich

Bild: Portrait Jakob Dietrich
"Des Leids bin ich nun übervoll,
doch führe ich nicht Red und Klag`,
denn alles kommt wie´s kommen soll
und einmal auch der Tag."
("Abschied", von Jakob Dietrich)

Und unausweichlich kam vor Kurzem dieser Tag. Der Tag, an dem die Banater Schwaben mit dem Ableben von Jakob Dietrich einen ihrer Großen verloren. Einen, der sein gesamtes Leben ausschließlich seiner Heimat und seinem Volk widmete und meisterhaft den Kampf um den Erhalt unserer Banatschwäbischen Kultur und Tradition literarisch führte.

Jakob Dietrich erblickte am 2. Juli 1924 in Grabatz im Banat das Licht der Welt. Bereits seit seiner frühesten Jugend erforschte und dokumentierte er die Geschichte seines Dorfes. Dabei entstand eine tiefe Heimatliebe, die ihn bis zu seinem Tode begleiten sollte. Er wuchs als Einzelkind, was in jener Zeit äußerst ungewöhnlich war, in der Geborgenheit des bäuerlichen Alltags auf. Mit dem Tode seines Vaters Michael wurde er mit gerade mal elf Jahren zum Halbwaisen. Nach Abschluss der Grundschule besuchte Jakob Dietrich das Realgymnasium in Temeschburg und anschließend, die Ackerbauschule in Wojteg.

Der zweite Weltkrieg und die Einberufung an die Ostfront beendeten jäh die sorglose Jugendzeit. Jakob Dietrich überlebte den Krieg, kehrte jedoch erst 1948 aus amerikanischer Gefangenschaft wieder heim nach Grabatz, das sich in der Zwischenzeit völlig verändert hatte. Haus und Hof waren enteignet, das Deutschtum hatte im Dorf seine Vormachtstellung verloren, und die Willkür der neuen Machthaber kannte keine Grenzen. Bekannte und Freunde waren nach Russland verschleppt oder lagen als Kriegsopfer verscharrt in fremder Erde. Im Juni 1951 wurde Jakob Dietrich zusammen mit vielen anderen Grabatzern in die unwirtliche Gegend der Baragansteppe deportiert. Über diese dunkle Zeit verfasste er später so manche Abhandlung und widmete ihr mehrere Gedichten. Dort, in tiefster Verbannung, heiratete Jakob Dietrich Helga Neurohr, die Tochter einer angesehenen Grabatzer Bauernfamilie. Die Ehe hielt knapp sechs Jahrzehnte und wurde nun durch den Tod getrennt. Zurückgekehrt nach all diesen Entbehrungsreichen Jahren, fand Jakob Dietrich, als Absolvent einer Ackerbauschule, eine Arbeitsstelle beim staatlichen Grabatzer Unternehmen (IAS) als Leiter der Bauabteilung. Es war eine verantwortungsreiche Position, die ihm jedoch genügend Spielraum für seine größte Leidenschaft, die Heimatforschung, gab.

Unter dem Pseudonym "Theodor Alzinger" verfasste er bereits im rumänischen Kommunismus unzählige Gedichte, die später in Deutschland in dem Gedichtband "Damit dies wüste Land zur Heimat werde" publiziert wurden. Jakob Dietrich prägte wie kein Zweiter das gesamte Grabatzer Kulturleben über knapp drei Jahrzehnte hindurch. Unter seiner Leitung wurden mehrere Theaterstücke aufgeführt, Kulturabende veranstaltet und sämtliche Kirchweihfeste gestaltet.

Viele Gedichte, die bei Trachten- oder Kirchweihfesten vorgetragen wurden, entstammten seiner Feder. Die 200-Jahrfeier der Grabatzer Kirche im Jahr 1980 bildete den Höhepunkt seiner organisatorischen Tätigkeiten. Mehrere Jahre hindurch erforschte Jakob Dietrich das Leben des Grabatzer Mundartautors Adalbert (Bela) Birkenheuer (1848 - 1895). Für diese Forschungsarbeit erhielt er bereits in kommunistischer Zeit Zugang zu verschiedenen Archiven und durchstöberte so manche Ordner, die anderen Forschern verschlossen blieben. Auf diese Weise kopierte er sich bereits damals Fragmente der Grabatzer Kirchenmatrikeln, die ihm in späteren Arbeiten so manches Mal von Nutzen waren.

Im Jahr 1982 erschien in Deutschland das "Heimatbuch der Heidegemeinde Grabatz" von Dr. Anton Peter Petri. Als engster Mitarbeiter zu diesem Buch ist Jakob Dietrich, alias Theodor Alzinger, erwähnt, ohne dessen Mitarbeit dieses Werk vermutlich so nicht erschienen wäre. Da Jakob Dietrich zu jener Zeit noch im Banat lebte, war ein Pseudonym dringend nötig, wurde doch sämtliche deutsche Literatur durch den rumänischen Staatsapparat (Securitate) zensiert.

Zusammen mit seiner Frau Helga und Sohn Diethard kam Jakob Dietrich 1984 nach Deutschland, wo die kleine Familie in Karlsruhe eine neue Heimat fand. Umgehend übernahm er den Vorsitz der bereits bestehenden Grabatzer HOG und leitete deren Geschick über vier Wahlperioden. Während dieser Zeit schuf er, wie er es nannte, das zweite Grabatzer Heimatbuch, einen Doppelband mit dem Titel "Sonnenräume und Schattenseiten". Das über eintausend Seiten umfassende Werk war eine Erweiterung der Grabatzer Ortsmonographie mit unzähligen geschichtlichen und kulturellen Ergänzungen. Weitere Abhandlung zur Geschichte des Banats wurden in Zeitungen oder in fast jeder Ausgabe des "Grabatzer Heimatblattes" veröffentlicht.

Am 2. Februar verstarb Jakob Dietrich in Karlsruhe im Alter von 87 Jahren. Sein Sohn Diethard studierte in Deutschland Elektrotechnik und ist als Dipl. Ing. bei einem großen Karlsruher Unternehmen tätig. Von den Tätigkeiten seines Vaters inspiriert, führt er nun dessen Arbeit als stellvertretender Vorsitzender der Heimatortsgemeinschaft Grabatz fort.

"Noch einmal will ich deine Felder, Wiesen,
die Weiten, die wie in den Himmel fließen,
zur Abschiedsstunde liebevoll umschließen.

Und will noch still der Ahnen Stätten grüßen,
die hier ein mühevolles Leben ließen,
bevor sich Tore, ach, für ewig schließen."
(aus "Abschied von daheim", von Jakob Dietrich)

Verfasst von Alfred Ivanov

Erstellt: 02.02.2012, zuletzt geändert: 12.01.2014

Josef Bauer (26.07.1928 in Grabatz - 29.12.2011 in Karlsruhe)


Die Heimatortsgemeinschaft Grabatz trauert um ihren Ehrenvorsitzenden Josef Bauer

Bild: Portrait Josef Bauer
Wilhelm von Humboldt schrieb einst in einem seiner unzähligen Briefe: "Der Tod ist kein Abschnitt des Daseins, sondern nur ein Zwischenereignis, ein Übergang aus einer Form des endlichen Wesens in eine andere".

Uns, die Heimatortsgemeinschaft Grabatz, traf dieses Zwischenereignis, das Ableben unseres Ehrenvorsitzenden Josef Bauer vor wenigen Tagen, unerwartet und erfüllt uns mit tiefer Trauer.
Josef Bauer erblickte am 26. Juli 1928 in der Heidegemeinde Grabatz das Licht der Welt. In einer Zeit geprägt durch die Nachwehen des 1. Weltkrieges und dem beginnenden Untergang des stolzen Banater Bauerntums verbrachte er dennoch eine schöne Kindheit. Während seiner Schulzeit erwarb er sich als Klassenbester den Respekt seiner Mitschüler und des damaligen Dorfpfarrers Franz Haubenreich, dem er mehrere Jahre hindurch als eifriger Ministrant zur Seite stand.

Der Ausbruch des 2. Weltkrieges und die darauf folgende überstürzte Flucht vor den Russen zerschlugen schlagartig die heile Welt des damals 16-jährigen. Zurückgekehrt in die alte Heimat, die nicht mehr die gleiche war, erlebte Josef Bauer die Willkür der neuen Machthaber. Zuerst wurde seine Familie enteignet, kurz darauf wurde er für fünf Jahre in den Baragan zwangsverschleppt. Seinen Optimismus verlor Josef Bauer dennoch nicht. Nach seiner wiederholten Rückkehr nach Grabatz fand er eine Anstellung als Verwalter und später als Buchhalter bei einem staatlichen Landwirtschaftsunternehmen. Auch in seinem Beruf erwarb er sich durch seine Gewissenhaftigkeit, seine Genauigkeit und seinem Pflichtbewusstsein große Anerkennung.

Ende der 50er Jahre heiratete er Helene Schmidt, die Tochter eines ortsansässigen Wagners. Der Ehe entsprangen drei Kinder, die das Familienidyll vervollständigten. Nach dem damaligen Sturz des rumänischen Diktators Ceausescu und der Öffnung des roten Zaunes gegen Westen kam auch die Familie Bauer nach Deutschland und ließ sich im badischen Karlsruhe nieder. Josef Bauer trat dort dem Chor der Banater Schwaben bei, wurde Vorstandsmitglied und Kassenwart der Heimatortsgemeinschaft Grabatz und war häufig ehrenamtlich seinen Landsleute beim Ausfüllen von Formularen und dergleichen behilflich.

2000 - 2004 war Josef Bauer erster Vorstandsvorsitzender der HOG Grabatz. Während dieser Zeit erkrankte er an einem Herzleiden und seine Frau Helene an Krebs. Fast genau vier Jahre nach dem Tode seiner Frau verstarb Josef Bauer kurz vor Jahresende im Alter von 83 Jahren.

Die Heimatortsgemeinschaft Grabatz trauert um ihren Ehrenvorsitzenden und spricht hiermit allen Hinterbliebenen ihre tiefempfunde Anteilnahme aus.

Verfasst von Alfred Ivanov

Erstellt: 29.12.2011, zuletzt geändert: 12.01.2014

Die HOG-Grabatz trauert um ihren ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Michael Gruber


Nachruf Michael Gruber (15.03.1915 - 29.05.2006)

Bild: Portrait Michael Gruber
Sein Ziel war klar, es galt nur einen Weg zu finden. Diese Zeile passt so gut auf unseren Grabatzer Landsmann Michael Gruber wie auf kaum einen Zweiten. Für seinen langjährigen und unermüdlichen Einsatz als Vorstandsvorsitzender der Heimatortsgemeinschaft Grabatz wollen wir ihm hiermit danken und gedenken.

Michael Gruber konnte auf ein erfülltes und aufregendes Leben zurückblicken. Am 15. März 1915 in Grabatz geboren verbrachte er zusammen mit seinem drei Jahre jüngeren Bruder Hans eine schöne Grabatzer Kindheit. Er tat als Kind, was die meisten anderen Jungen seines Alters auch taten. Seine Lieblingsbeschäftigung war das Fußballspielen mit dem Fetzenball, wenn er nicht gerade Geigenunterricht hatte oder in der Kirche ministrieren musste. So lebhaft man auch auf der Straße war, in der Schule bei Altlehrer Sauer musste man Ordnung und Disziplin bewahren. Nach Beendigung der Grundschule im Jahre 1929 besuchte Michael Gruber die Ackerbauschule in Wojteg. Im Alter von 24 Jahren wurde er Soldat und trat 1943 der deutschen Armee bei.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges verbrachte er mehrere Jahre in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Am 29. November 1945 verstarb sein Vater, Josef Gruber, im Alter von 66 Jahren ohne zu erfahren, ob sein Sohn den Krieg überlebt hat oder nicht.
Nach seiner Gefangenschaft im Jahre 1947 kam Michael Gruber nach Mönchzell, einem kleinen Ort in der Nähe von Heidelberg. Er entschied sich gegen eine Rückkehr nach Grabatz und wollte sich in Deutschland eine neue Existenz aufbauen. Er arbeitet auf einem Bauernhof, bis er im Jahre 1949 die selbstständige Kauffrau Irmgard Anzlinger kennen lernte. Bereits ein Jahr später waren die beiden verheiratet und führten zusammen einen kleinen Gemischtwarenladen und das Postamt in Mönchzell.

Es war keine leichte Zeit im armen Nachkriegsdeutschland. Die Eheleute Gruber arbeiteten von früh bis spät. Als im Jahre 1951 ihre Tochter Marie-Luise zur Welt kam, kauften sie sich noch eine Maschine zur Herstellung von Sodawasser und Limonade. Als das Geschäft lief, verpachtete es Michael Gruber und gründete gleichzeitig ein eigenes Taxiunternehmen. Dieses führte er bis zu seiner Pensionierung. Heute wird es von seinem Schwiegersohn weiter betrieben.

Im Jahre 1961 verhalf Michael Gruber seiner Mutter Maria, geb. Just, und seiner Großmutter Anna Bartl zur Ausreise nach Deutschland und nahm sie zu sich nach Mönchzell, wo sie bis zu ihrem Ableben zusammen wohnten. Nachdem seine Ehefrau Irmgard 1986 verstorben war, reiste Michael Gruber 1987 als Witwer nach Grabatz und traf dort seine alte Schulfreundin Josefa Gaul wieder, die er zwei Jahre später, am 20. Oktober 1989, ehelichte.

Als Vorstandsvorsitzender der Heimatortsgemeinschaft Grabatz führte Michael Gruber das erste Grabatzer Treffen ein. Unter seinem Vorsitz wurde die Grabatzer Ortsmonographie erstellt und auch sonst war er viele Jahre stets für seine Landsleute, sowohl in Deutschland als auch in der alten Heimat, da.

Auch in seiner Wahlheimat war er sehr aktiv. In Mönchzell war er Gründer des Musikvereins, Schriftführer des Kleintierzuchtvereins, Mitgründer und Vorstand des Krankenvereins und im Vorstand des Sportvereins tätig. Dennoch blieb er stets mit seiner Heimat verwurzelt.

Anlässlich eines Besuches sagte er zu mir: "Jetz wohn ich schun 60 Jahr do in dem Ort un bin immer noch a Fremder". Dieser Satz drückte, denke ich, seine ewige Heimatverbundenheit aus.

Die HOG Grabatz bewahrt Michael Gruber in ewiger Erinnerung.
Einige Menschen bleiben für immer, denn sie hinterlassen Spuren in unseren Herzen.

Verfasst von Alfred Ivanov

Erstellt: 29.05.2006, zuletzt geändert: 30.03.2014
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