Grabatz wurde 1768 mit Deutschen Einwanderern besiedelt und ist ein typisches Heidedorf. Zum Unterschied von anderen Banater Ortschaften zogen die Siedler hier in fertig erbaute Häuser. Die Einwanderer kamen vorwiegend aus dem südwest-deutschen Raum. Grabatz Wikipedia
Schon 1768 wurde die katholische Pfarrei gegründet und 1780 die Kirche erbaut. Die deutsche Schule wurde allerdings schon 1770 errichtet. 1818 erhielt Grabatz ein Pfarrhaus und 1872 einen Friedhof. Wie auch in anderen Banater Dörfer bildeten die Kirche, das Pfarrhaus, die Schule, das Gemeindeamt und das Wirtshaus den Mittelpunkt der Gemeinde.
Vom wirtschaftlichen Standpunkt aus gesehen sah sich Grabatz stets als Vorreiter unter den Banater Ortschaften. Laut der Volkszählung von 1930 lebten in Grabatz 2364 Einwohner, davon 2111 Deutsche, was einem Bevölkerungsanteil von fast 90% entspricht. Infolge der Fluchtwelle unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg und der Ausreisewelle in den darauffolgenden Jahrzehnten leben heute noch knapp einhundert Deutsche in Grabatz.
Grabatz liegt im westlichen Teil des Landkreises Temesch im Grenzgebiet zu Jugoslawien, 10 km nördlich von Hatzfeld und 50 km nordwestlich von Temeswar. Google-Maps (Koordinaten: 45°53' N, 20°45' O)
Bild: Das Grabatzer Gemeindehaus und die Kirche
Die Grabatzer Zeittafel (1716 - 2000) | |
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1716 | Die Schlacht von Peterwardein: Die Türken werden von Prinz Eugen von Savoyen vernichtend geschlagen |
1718 | Der Friede von Passarowitz; Das Banat fällt an Österreich |
1716 - 1733 | Graf Florimund Mercy ist Gouverneur des Banats |
1723 | Grabatz wird erstmals in der Mercy-Karte als Prädium erwähnt |
1768 | Ansiedlung der Gemeinde Grabatz mit Deutschen aus dem Rheinland, Hessen, Saarland, Schwarzwald, Franken |
1770 | Errichtung des Schulhauses |
1772 | Bau des Kolonistenspitals |
1778 | Die Familie Habsburg-Lothringen überschreibt das Temescher Banat politisch an Ungarn. Komitatseinteilung: Temesch, Torontal und Karasch. Grabatz fällt an Torontal. |
1780 | Einweihung der Kirche |
1792 | Große Hungersnot |
1818 | Errichtung des Pfarrhauses |
1836 | Die Cholera wütet: Errichtung des Kalvarienbergs und einer Kapelle |
1848 | Beginn der bürgerlichen Revolution. Das Banat ist auch von den Revolutionswirren betroffen |
1849 | Das Banat wird wieder österreichisches Kronland |
1860 | Der "Ausgleich" innerhalb der Doppelmonarchie findet statt. Das Banat fällt erneut an Ungarn |
1862 | Gründung des Grabatzer Schützenvereins |
1885 | Gründung des Leichenbestattungsvereins |
1887 | Gründung der Tillschneider-Kapelle, welche über mehrere Generationen in Grabatz weiterbestehen soll |
1889 | Gründung der Freiwilligen Feuerwehr |
1891 | Gründung des Schwäbischen Bauernvereins |
1895 | Gründung des Grabatzer Spar- und Kreditvereins |
1900 - 1910 | 130 Grabatzer wandern nach Amerika aus |
1910 | Grabatz erhält eine Zugverbindung: Lowrin-Grabatz-Hatzfeld |
1912 | Gründung der ersten Grabatzer Apotheke |
1914 - 1918 | Erster Weltkrieg: Grabatz beklagt 72 Kriegsopfer |
1916 | Kriegseintritt Rumäniens auf Seiten der Allierten |
1918 | Zerfall der k.u.k. Monarchie. Ausrufung der Autonomen Banater Republik |
1919 | Rumänien unterzeichnet den Minderheitenschutz |
1920 | Der Friedensvertrag von Trianon hat die Dreiteilung des Banats zur Folge: Grabatz fällt an Rumänien |
1920 | Gründung des Grabatzer Gewerbevereins |
1923 | Die 200-Jahr-Feier der Ansiedlung der Deutschen im Banat wird am 28. September 1923 in Temeswar gefeiert. Zahlreiche Grabatzer nehmen an der euphorischen Geburtstags-Feier teil |
1926 | Gründung des Grabatzer Frauenvereins. Grabatz wird an das Hatzfelder Elektrizitätswerk angeschlossen |
1927 | Gründung des Jugendvereins |
1930 | Volkszählung: In Grabatz leben 2364 Einwohner, davon 2111 Deutsche |
1934 | Gründung des Cäcilienchors |
1939 | Ausbruch des Zweiten Weltkrieges |
1941 | Kriegseintritt Rumäniens an der Seite des Deutschen Reiches |
1943 | Zwischenstaatliches Abkommen über die Einreihung rumänischer Staatsbürger deutscher Zugehörigkeit in die Deutsche Wehrmacht: 71 Grabatzer sind gefallen |
1944 | Seitenwechsel Rumäniens: Viele ergreifen die Flucht |
1945 | Deportation aller deutschen Frauen und Männer in arbeitsfähigem Alter in Arbeitslager nach Rußland: 15 Personen kehren nicht mehr zurück |
1945 | Bodenreformgesetz: Enteignung der Deutschen |
1948 | Verstaatlichung der gesamten Wirtschaftsbetriebe |
1949 | Gründung der Kollektivwirtschaft |
1951 | Zwangsevakuierung in die Baragan-Steppe: 16 Todesopfer |
1956 | Die Baraganverschleppten kehren zurück und bekommen ihre mittlerweile von rumänischen Kolonisten verwahrlosten Häuser wieder |
1967 | Bonn nimmt diplomatische Beziehungen zu Bukarest auf |
1978 | Abkommen zwischen Bundeskanzler Helmuth Schmidt und Präsident N. Ceausescu über eine verstärkte Aussiedlung der deutschen Minderheit in Rumänien im Sinne der Familienzusammenführung. Vereinbarung der Aussiedlungsquote: Jährlich dürfen 10000-12000 rumänische Staatsbürger deutscher Zugehörigkeit das Land verlassen |
70er u. 80er | Die Banater Schwaben haben die Gefahr, ihre nationale Identität zu verlieren, erkannt. Mit dem Zerfall traditioneller Lebensgrundlagen begann der Vierte Schwabenzug, die Rückwanderung in die Urheimat. Über rund 280 Jahre Siedlungsgeschichte werden bald nur noch Bücher berichten. Der Banater Schwabe war aus dem Banat, das Banat jedoch nicht aus dem Banater Schwaben zu nehmen. Die aus der Heimat in die Urheimat Zurückkgekehrten arbeiten am kollektiven Gedächtnis. Landsmannschaften und Kulturzentren pflegen das Erbe aus ihrer Sicht, Schwaben- und Heimatverbände entsprechen der Sehnsucht nach Nestwärme und alter Geborgenheit |
1989 | Temeswarer Volksaufstand löst politischen Umsturz in Rumänien aus. Grenzöffnung: 25000 Banater Schwaben stellen Ausreiseanträge. Gründung des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) |
1997 | Der rumänische Außenminister Adrian Severin entschuldigt sich bei dem deutschen Außenminister Klaus Kinkel für das Unrecht, welches der deutschen Bevölkerung während der kommunistischen Diktatur zugefügt worden ist. In dieser Erklärung verurteilte er sowohl die Verschleppung der Deutschen zur Zwangsarbeit in russische Arbeitslager, die Deportation der Banater Schwaben in die Baragan-Steppe, als auch den entwürdigenden Menschenhandel in den 70er und 80er Jahren, als von den ausreisewilligen Deutschen das s.g. "Kopfgeld" abkassiert wurde. Dies wurde von den Betroffenen mit Genugtuung aufgenommen, kann jedoch das Geschehene nicht ungeschehen machen! |
2000 | In Grabatz leben noch 34 Deutsche... |
Verfasst von Alfred Ivanov |