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Grabatz vor 1945 - Grabatzer Geschichte in Kurzfassung bis 1945



Grabatz Geschichte in Kurzfassung bis 1945


Nach der Vertreibung der Türken aus dem Banat machten die Habsburger sich daran, sowohl aus wirtschaftlichen wie auch aus Sicherheit bedingten Notwendigkeiten, das Gebiet zu besiedeln. Fast ein halbes Jahrhundert musste jedoch die von Sümpfen durchzogene Banater Heide auf ihre Besiedlung warten, da das Sumpffieber und andere Krankheiten die Zuständigen davon abhielten, den Neusiedlern derartige gesundheitliche Misslichkeiten zuzumuten.

Das Besiedlungsjahr von Grabatz war 1768 (Hatzfeld 1766, Csatad 1767, Bogarosch 1769). Vor der Besiedlung von Grabatz war die Gemeindefläche als Prädium gekennzeichnet, das auch schon die Benennung Grabatz hatte, ein Name der aus dem slawischen kommt. Die Weideflächen des Prädiums waren nämlich von serbischen Viehmästern gepachtet.

Zum Unterschied zu den anderen Neusiedlungen, wurde den Grabatzer Siedlern die Häuser bezugsfertig übergeben. Administrationsrat Johann Wilhelm von Hildebrand war der verantwortliche oberste Bauherr, während Josef Mathias Hirsch als zuständiger Kolonistenaufseher tätig war. Die meisten Grabatzer Siedler kamen aus Südwestdeutschland (Elsaß-Lothringen 24%, Rheinland Pfalz 27%, Luxemburg 10%, Baden-Württemberg 10%, Bayern 10%, Böhmen und Mähren 9%, Hessen, Saarland, Österreich u.a.). Der Ort Grabatz hatte im Jahre 1769 schon 201 Hausnummern. Kirche, Schule, Gemeindehaus und das "Große Wirtshaus" befanden sich im Zentrum des angelegten Dorfes.

Bis 1779 war das Banat kaiserlich, danach wurde es der madjarischen Verwaltung zugeordnet. Alle Siedler waren katholisch, da dies von oberster Stelle als Voraussetzung für die Bewerbung als Kolonist galt. Im Jahre 1770 hatte Grabatz, laut einer aufgefundenen Personenliste, über 800 Bewohner, wobei die Kleinkinder im Alter bis zu 2 Jahren nicht erfasst waren. Um die Jahrhundertwende vom 18. Zum 19. Jahrhundert betrug die Bevölkerungszahl schon um die 1250 Personen, 1850 waren es schon mehr als 2000. Im Jahre 1889 wurden 2837 Personen ausgewiesen, was der höchste Bevölkerungsstand im 19. Jahrhundert war. Ab diesem Zeitpunkt ging die Bevölkerungszahl wieder zurück, was auf die Binnensiedlung im Südbanat und die Auswanderung nach Amerika zurückzuführen ist. Im Jahre 1943 hatte Grabatz insgesamt 2349 Bewohner.

Die Gesamtgröße des Ortes wird um die 7000 Katastraljoch angegeben, wobei diese Zahl in den verschiedenen Auflistungen sowohl unter- wie auch überschritten wird. Im Jahre 1812 werden 230 Hausplätze mit 4619 Katastraljoch Ackerfeld, 607 Joch Hutweide, 1544 Joch Wiesen ausgewiesen.

Zuerst hatte Grabatz ein aus Bauholz gezimmertes Bethaus. Die Kirche - wie sie heute noch steht - wurde 1780 fertig gestellt. Sie wurde auf den Titel "Maria von der immerwährenden Hilfe" geweiht. Als Kirchweihtag wurde der 8. September festgelegt. Die ersten 3 Glocken wurden zwischen 1804 und 1827 installiert, wurden aber im ersten Weltkrieg eingeschmolzen und erst 1922 durch 3 neue Glocken ersetzt. 1926 wurde das Kriegerdenkmal neben der Kirche enthüllt.

Der erste Friedhof der Gemeinde befand sich südlich der Ortschaft auf der Fläche, die heute zum Teil die "Große Mühle" einnimmt. In Anbetracht des hohen Grundwasserstandes, musste der Friedhof auf eine höher gelegene Fläche am Dorfausgang gegen Csatad verlegt werden. Er wurde 1872 geweiht, nachdem die Choleratoten des Jahres 1836 schon hier bestattet wurden. Nach der Choleraepidemie des Jahres 1836, bei welcher in Grabatz innerhalb von 6 Wochen 175 Personen den Tod fanden, wurde mit der Errichtung des Kalvarienberges begonnen. Darunter befindet sich die Friedhofskapelle, während auf dem Kalvarienberg sich 3 Kreuze und eine Glocke befinden. Der Kalvarienberg und die Kapelle wurden 1838 eingeweiht. Die Kapelle trägt die Inschrift: "Unserer gnadenreichen Mutter Maria Heimsuchung geweiht". Der Weihetag war der 2. Juli, welcher in Grabatz zum Feiertag erhoben wurde.

Bei der Auflösung des alten Friedhofes wurden die Gebeine der Verstorbenen, für welche keine Angehörigen vorhanden waren, in eine gemeinsame Grabstätte am Fuße des Kalvarienberges umgebettet. Darunter befinden sich auch die Gebeine der Soldaten, welche während der Revolution 1848/49 in der Schlacht zwischen Csatad und Grabatz gefallen sind.

Die erste Grabatzer Schule wurde 1770 erbaut und hatte eine Länge von 19 Metern. Im Jahre 1832 wurde das neue Schulhaus errichtet, das 3 Schulräume umfasste. Um 1885 wurde ein viertes Klassenzimmer angebaut. Dieses Schulgebäude wurde bis zur Fertigstellung der neuen Schule im Jahre 1967 voll genutzt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde der erste Grabatzer Kindergarten im Gebäude der heutigen orthodoxen Kirche ins Leben gerufen. Das Gemeindehaus, in welchem heute die Post und die Apotheke untergebracht sind, wurde 1859 abgerissen und neu aufgebaut. Es hatte einen repräsentativen Vorbau, der jedoch während der kommunistischen Ära abgetragen wurde. Mit dem Bohren von artesischen Tiefbrunnen, die viel zur Volksgesundheit beitrugen, wurde 1888 begonnen.

Im zu Ende gehenden 19. Jahrhundert finden wir in Grabatz eine große Anzahl von Vereinen und Kasinos. Die wichtigsten von diesen waren: Bauernverein, Feuerwehrverein, Sportverein, die Gesangsvereine und Chöre, Jugendverein, Mädchenkranz, Frauenverein, Gewerbeverein, Arbeiterverein, Leseverein, Jagdverein und die kirchlichen Vereine.

Fünf Grabatzer Gasthäuser hatten zu jener Zeit ihre Türen geöffnet. Drei von diesen hatten eine geräumige Bühne für Theaterveranstaltungen und Musikaufführungen. Die wichtigste Gaststätte war das "Große Wirtshaus", das späterhin zum Kulturhaus umfunktioniert wurde. Alle Wirtshäuser hatten eine Kegelbahn und Billardtische. Auch gab es ab Ende des 19. Jahrhunderts mehrere Musikformationen sowie eine große Blaskapelle.

Vom wirtschaftlichen Standpunkt gesehen, war Grabatz eine führende Gemeinde im Banat.. Schon im 19. Jahrhundert blühte in Grabatz die Pferdezucht, hatten doch Gestüte Grabatz als Zweigstelle eingerichtet, wobei mitunter bis 16 Zuchthengste in dem Ort stationiert waren. Noch größeren Erfolg hatte aber die Rinderzucht, wobei eine große Anzahl von Zuchtstieren und Kühen aus der Schweiz eingeführt wurden. Die Grabatzer "Simmentaler" waren im ganzen Land berühmt. Jedes Jahr fand in Grabatz der Stiermarkt ( Bikomark") statt, zu welchem Käufer und Interessenten von weither kamen. Auch die Nachbargemeinden, besonders Lenauheim und Bogarosch profitierten von diesem Viehmarkt. Aber auch die Schweinezucht und -mast konnten mithalten.

Große Erfolge erzielten die Grabatzer auch mit den Getreide- und Hackkulturen. Im Zuckerrübenbau war Grabatz führend, aber auch der Hanf wurde auf großen Flächen gebaut. Schon 1781 gab es in Grabatz 3 "Roßmühlen". Im Jahre 1910 wurde in Grabatz die "Große Mühle" errichtet, die zur zweitgrößten Mühle des Banats heranwuchs.Großen Einfluss auf das Wirtschaftsgebaren der Gemeinde hatte die Genossenschaft sowie die Errichtung der Bahnlinie Hatzfeld-Lowrin.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Grabatz an das Königreich Rumänien angeschlossen. Es folgte eine kurze aber fruchtbare Friedenszeit, die vom Zweiten Weltkrieg abgelöst wurde. Die Folgen des Zweiten Weltkrieges haben das Ende einer freien Lebensgestaltung bedeutet. Der Nationalsozialismus und besonders der Kommunismus haben es bewirkt, dass die Nachkommen der einstigen deutschen Siedler ihre angestammte Heimat verlassen haben und in ihr Mutterland zurückgekehrt sind.

Alfred Ivanov, Okt. 2006 - © HOG-Grabatz

Erstellt: 14.04.2014
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