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Nachruf



Zum Tode des Lehrers und Literaten Helmfried Hockl


Abschied von einem außergewöhnlichen Pädagogen

Bild: Helmfried Hockl

"Eigentlich wollte ich gar nicht nach Grabatz, im Herbst 1969. Ich selbst empfand vieles von dem, was den Grabatzern andernorts als Mangel angekreidet wurde, als ausgesprochene Stärke, als Vorzug. Es erleichtert einem Lehrer den Zugang zu den Schülern ungemein, wenn diese ein aufgeschlossenes, lebhaftes Temperament haben", schwärmte Helmfried Hockl rückblickend an jene fernen Tage. Es sollten für ihn, den außergewöhnlichen Pädagogen, die sieben schönsten Jahre seines Lebens werden. Wenn er von seiner Zeit als Grabatzer Lehrer erzählte, blühte er auf, seine Augen verloren sich träumerisch in der Vergangenheit, ein kleines Stück seiner einst jugendlichen Vitalität blitzte wieder auf und er trat für kurze Augenblicke aus dem Schatten seines berühmten Vaters, des Dichters und Mundartautoren Hans Wolfram Hockl, unter dem er zeitlebens stillschweigend litt. Als Lehrer in Grabatz machte sich Helmfried Hockl unsterblich. In seinem Unterrichtsfach Deutsch war er unerbittlich streng aber niemals ungerecht, legte sein Augenmerk auf die Rechtschreibung, Grammatik und ganz besonders auf die Aussprache. Er schaffte es, dass seine Schüler Freude am Lesen fanden und sich freiwillig Lektüre der nächst höheren Lehrstufe zu Gemüte führten. Er war Lehrer, Vertrauter und Freund in einer Person, seine pädagogischen Aktivitäten gingen weit über das Schulische hinaus. In den großen Sommerferien veranstalte er mehrfach Reisen mit seinen Schülern in die rumänischen Karpaten, manchmal aber auch nur Radtouren durch die Banater Heide. Unter seiner Leitung wurden Theaterstücke und Rollenspiele eingeübt und zum Besten gegeben. Als Klassenlehrer begeisterte er seine Zöglinge, die ihm damals ganz besonders am Herz lagen, und brachte ihnen Handball bei. Was als Hobby und Spaß begann, endete in regionalen Turnieren, die von seinen Schülern samt und sonders gewonnen wurden. Da waren Turnierbilanzen mit 102:17 Toren für die Grabatzer dabei, Statistiken, die in den Regalen des Pädagogen bis zu seinem Ableben vor wenigen Tagen ihren gesonderten Platz fanden und die er jedes Mal stolz vorzeigte. Eine jener ehemaligen Schülerinnen schaffte es sogar später in die erste rumänische Handballliga als Spielführerin.

Helmfried Hockl erblickte am 6. August 1942 in Lenauheim als ältestes von drei Kindern das Licht der Welt. Sein Vater zog in den Krieg und blieb anschließend in Österreich, wo er eine neue Familie gründete. Somit wuchsen Helmfried und seine beiden Schwestern vaterlos auf. Hans Wolfram Hockl war ebenfalls Pädagoge, in der Temeswarer "Banatia", der größten Lehrerbildungsanstalt Südosteuropas. Zusammen mit seinem Bruder Nikolaus wurde er damals von den anfänglichen Kriegsereignissen mitgerissen und geriet in den Strudel jener zeitlichen Elemente. Nikolaus Hockl, Helmfrieds Onkel, war ebenfalls Lehrer und Direktor des deutschen Gymnasiums in Reschitza. Er war einer der Mitbegründer des "Wandervogels" im Banat und später einer der führenden Wegbereiter des Nationalsozialismus in der deutschen Jugend Rumäniens. Der großen Begeisterung für die Nationalsozialistische Ideologie folgte für Nikolaus Hockl der Tod in russischer Verbannung und für Hans Wolfram ein Zweitleben fern seines Geburtsortes. Helmfried Hockl litt unter der Vergangenheit seines Vaters und seines Onkels und wurde deshalb, sogar fünfzig Jahre nach Kriegsende, mehrfach anonym angefeindet, obwohl er nichts dafür konnte. Ein anderer Onkel Hockls war Stefan Heinz, den Banatern besser bekannt als Hans Kehrer oder Vetter Matz vun Hopsenitz. In diese Familie gestandener Persönlichkeiten hineingeboren, musste auch Helmfried Hockl seinen Platz im Leben finden. Nach seinem Abitur im Jahr 1960 absolvierte er eine dreijährige Buchdruckerlehre im Polygraphischen Institut Temeswar. Anschließend studierte er Germanistik an der philologischen Fakultät. 1967 erhielt er eine Lehrerstelle in Großjetscha, einem Nachbarort von Lenauheim. Nach zwei Jahren musste er diese Lehrstelle für die Frau des dort ansässigen Agroingenieurs räumen. Er war damals darüber verbittert, wie er später gestand. Obwohl der Ort keinen Bahnhof besaß und das Pendeln zwischen Lenauheim und Goßjetscha schwierig war, hatte er sich dort dennoch gut eingelebt und zu seinen Schülern und deren Eltern bestand ein gutes Verhältnis. Im September 1969 erhielt er die Stelle des Deutschlehrers in Grabatz. Seine Leistungen an jener Schule sind unerreicht und prägten Schüler mehrerer Jahrgänge. 1976 wurde Hockl aus dem Schuldienst entlassen und durfte im November des gleichen Jahres nach Deutschland ausreisen. Ab da begann der Leidensweg des Pädagogen. Er ließ sich in Heidelberg nieder, das Land Baden-Württemberg jedoch erkannte sein in Rumänien erworbenes Hochschuldiplom nicht an, und er musste sich mit niederen Arbeiten in der Verwaltung, in Archiven und als Buchhändler sein Einkommen verdienen. Vergeblich bewarb er sich, als die Stelle eines Kulturreferenten für Südosteuropa in Ulm vakant wurde, was ihn damals zutiefst erschütterte. Ende der Neunziger erkrankte Helmfried Hockl, wurde an der Halswirbelsäule operiert und musste nach einer daraus entstandenen Schwerbehinderung in Frührente gehen. Dementsprechend niedrig fiel dann später auch seine Rente aus. Die letzten Jahre seines Lebens pflegte der eingefleischte Junggeselle hingebungsvoll seine alte Mutter die, bereits altersschwach, in einem Heidelberger Pflegeheim untergebracht war. Helmfried Hockl war seit seiner Jugend literarisch aktiv und publizierte in verschiedenen Periodika, Tageszeitungen, verfasste zusammen mit seinem Vater einen Band über die Lenauheimer Mundart und brachte 2007 den Band Straßen der Erinnerung heraus. Für die Kreisverbände Heidelberg und Mannheim hielt er mehrfach Lesungen und Diavorträge für seine Banater Landsleute. Der Lehrer und Autor Helmfried Hockl verstarb Anfang Juli in Heidelberg im Alter von 71 Jahren. Durch seinen Tod verliert die Landsmannschaft der Banater Schwaben einen begnadeten Literaten und Pädagogen.

Verfasst von Alfred Ivanov, im Namen der HOG Grabatz

Erstellt: 13.07.2014

Johann Horn (25.11.1943 Wien-Hinterbrühl - 11.12.2013 in Rudersberg-Michelau)


Abschied vom Vorstandsvorsitzenden der HOG-Grabatz

Bild: Portrait Nikolaus Horn
Anfang Dezember 2013 mußte die HOG-Grabatz von ihrem 1. Vorsitzenden, Herrn Hans Horn, für immer Abschied nehmen. Nur wenige Tage nach seinem 70. Geburtstag verstarb dieser nach einer kurzen, bösartigen Krankheit.

Geboren wurde er am 25 November 1943, während des Krieges und der Flucht, in Wien-Hinterbrühl, in Österreich. Nach Kriegsende kam er mit seinen Eltern und den Geschwistern Theresia und Nikolaus ins Banat zurück, wo er in Lunga seine Kindheit verbrachte.

Ab 1954 wohnte er in Grabatz, bei seiner Großmutter väterlicherseits, um dort weiter die Schule zu besuchen und den Unterricht in deutscher Sprache genießen zu können. Nach dem Schulabschluß machte er in Grabatz auch eine Lehre, beim Friseurmeister Josef Schüpfer, wo er das Handwerk des Herrenfriseurs erlernte. Nach erfolgreich abgeschlossenen Lehrjahren arbeitete er als selbständiger "Darfbalwierer". In dieser Zeit beteiligte er sich auch rege am Grabatzer Kulturleben, war Mitglied der Theatergruppe, machte als "Kerweibu" mit und betrieb den Handball-Sport.

Nach geleistetem Militärdienst verlegte er seinen Arbeitsplatz und auch seinen Wohnsitz nach Hatzfeld, wo er zunächst bei der Handwerksgenossenschaft "Viitorul" als Friseur arbeitete. Später mußte er krankheitsbedingt seinen erlernten Beruf aufgeben, schulte zum Maurer um und arbeitete, bis zu seiner Aussiedlung 1990 in die Bundesrepublik Deutschland, beim Hatzfelder Bauunternehmen.

Aus seiner Ehe mit Anna Weber, erwuchsen die Kinder Brigitte und Osming. Mit seiner Familie fand er hier in Deutschland, in Rudersberg-Michelau, eine neue Heimat. Nach seinem Rentenantritt 2008 hatte er endlich Zeit für seine Hobbys, seinen Blumen-und Gemüsegarten und seine Briefmarkensammlung, mit der er sogar auf Börsen handelte. Viel Freizeit verbrachte er auch mit seinen Enkelinnen Astrid, Michelle und dem Nesthäkchen Alexandra, die sein ganzer großväterlicher Stolz waren.

Sein Amt als Vorstandsvorsitzender der HOG-Grabatz konnte er leider nur ein Jahr lang ausüben, nur ein einziges Heimatblatt redigieren und Beiträge verfassen. Am 11. Dezember 2013 wurde er von seinem schweren Leiden erlöst. Die neue Vorstandschaft der HOG-Grabatz spricht allen Familienangehörigen ihre herzliche Anteilnahme über den großen Verlust aus. Sein Andenken wird ehrend bewahrt!

Nimm ihn mit auf die Reise,
den Traum von der Heimat.
So bist Du zu Hause!
(von Nikolaus Horn)

Verfasst von Monika Follmer und Ingrid Harle-Rutschmann

Erstellt: 11.12.2013, zuletzt geändert: 12.01.2014

Jakob Dietrich (02.07.1924 in Grabatz - 02.02.2012 in Karlsruhe)


Zum Tode des Autors und Heimatforschers Jakob Dietrich

Bild: Portrait Jakob Dietrich
"Des Leids bin ich nun übervoll,
doch führe ich nicht Red und Klag`,
denn alles kommt wie´s kommen soll
und einmal auch der Tag."
("Abschied", von Jakob Dietrich)

Und unausweichlich kam vor Kurzem dieser Tag. Der Tag, an dem die Banater Schwaben mit dem Ableben von Jakob Dietrich einen ihrer Großen verloren. Einen, der sein gesamtes Leben ausschließlich seiner Heimat und seinem Volk widmete und meisterhaft den Kampf um den Erhalt unserer Banatschwäbischen Kultur und Tradition literarisch führte.

Jakob Dietrich erblickte am 2. Juli 1924 in Grabatz im Banat das Licht der Welt. Bereits seit seiner frühesten Jugend erforschte und dokumentierte er die Geschichte seines Dorfes. Dabei entstand eine tiefe Heimatliebe, die ihn bis zu seinem Tode begleiten sollte. Er wuchs als Einzelkind, was in jener Zeit äußerst ungewöhnlich war, in der Geborgenheit des bäuerlichen Alltags auf. Mit dem Tode seines Vaters Michael wurde er mit gerade mal elf Jahren zum Halbwaisen. Nach Abschluss der Grundschule besuchte Jakob Dietrich das Realgymnasium in Temeschburg und anschließend, die Ackerbauschule in Wojteg.

Der zweite Weltkrieg und die Einberufung an die Ostfront beendeten jäh die sorglose Jugendzeit. Jakob Dietrich überlebte den Krieg, kehrte jedoch erst 1948 aus amerikanischer Gefangenschaft wieder heim nach Grabatz, das sich in der Zwischenzeit völlig verändert hatte. Haus und Hof waren enteignet, das Deutschtum hatte im Dorf seine Vormachtstellung verloren, und die Willkür der neuen Machthaber kannte keine Grenzen. Bekannte und Freunde waren nach Russland verschleppt oder lagen als Kriegsopfer verscharrt in fremder Erde. Im Juni 1951 wurde Jakob Dietrich zusammen mit vielen anderen Grabatzern in die unwirtliche Gegend der Baragansteppe deportiert. Über diese dunkle Zeit verfasste er später so manche Abhandlung und widmete ihr mehrere Gedichten. Dort, in tiefster Verbannung, heiratete Jakob Dietrich Helga Neurohr, die Tochter einer angesehenen Grabatzer Bauernfamilie. Die Ehe hielt knapp sechs Jahrzehnte und wurde nun durch den Tod getrennt. Zurückgekehrt nach all diesen Entbehrungsreichen Jahren, fand Jakob Dietrich, als Absolvent einer Ackerbauschule, eine Arbeitsstelle beim staatlichen Grabatzer Unternehmen (IAS) als Leiter der Bauabteilung. Es war eine verantwortungsreiche Position, die ihm jedoch genügend Spielraum für seine größte Leidenschaft, die Heimatforschung, gab.

Unter dem Pseudonym "Theodor Alzinger" verfasste er bereits im rumänischen Kommunismus unzählige Gedichte, die später in Deutschland in dem Gedichtband "Damit dies wüste Land zur Heimat werde" publiziert wurden. Jakob Dietrich prägte wie kein Zweiter das gesamte Grabatzer Kulturleben über knapp drei Jahrzehnte hindurch. Unter seiner Leitung wurden mehrere Theaterstücke aufgeführt, Kulturabende veranstaltet und sämtliche Kirchweihfeste gestaltet.

Viele Gedichte, die bei Trachten- oder Kirchweihfesten vorgetragen wurden, entstammten seiner Feder. Die 200-Jahrfeier der Grabatzer Kirche im Jahr 1980 bildete den Höhepunkt seiner organisatorischen Tätigkeiten. Mehrere Jahre hindurch erforschte Jakob Dietrich das Leben des Grabatzer Mundartautors Adalbert (Bela) Birkenheuer (1848 - 1895). Für diese Forschungsarbeit erhielt er bereits in kommunistischer Zeit Zugang zu verschiedenen Archiven und durchstöberte so manche Ordner, die anderen Forschern verschlossen blieben. Auf diese Weise kopierte er sich bereits damals Fragmente der Grabatzer Kirchenmatrikeln, die ihm in späteren Arbeiten so manches Mal von Nutzen waren.

Im Jahr 1982 erschien in Deutschland das "Heimatbuch der Heidegemeinde Grabatz" von Dr. Anton Peter Petri. Als engster Mitarbeiter zu diesem Buch ist Jakob Dietrich, alias Theodor Alzinger, erwähnt, ohne dessen Mitarbeit dieses Werk vermutlich so nicht erschienen wäre. Da Jakob Dietrich zu jener Zeit noch im Banat lebte, war ein Pseudonym dringend nötig, wurde doch sämtliche deutsche Literatur durch den rumänischen Staatsapparat (Securitate) zensiert.

Zusammen mit seiner Frau Helga und Sohn Diethard kam Jakob Dietrich 1984 nach Deutschland, wo die kleine Familie in Karlsruhe eine neue Heimat fand. Umgehend übernahm er den Vorsitz der bereits bestehenden Grabatzer HOG und leitete deren Geschick über vier Wahlperioden. Während dieser Zeit schuf er, wie er es nannte, das zweite Grabatzer Heimatbuch, einen Doppelband mit dem Titel "Sonnenräume und Schattenseiten". Das über eintausend Seiten umfassende Werk war eine Erweiterung der Grabatzer Ortsmonographie mit unzähligen geschichtlichen und kulturellen Ergänzungen. Weitere Abhandlung zur Geschichte des Banats wurden in Zeitungen oder in fast jeder Ausgabe des "Grabatzer Heimatblattes" veröffentlicht.

Am 2. Februar verstarb Jakob Dietrich in Karlsruhe im Alter von 87 Jahren. Sein Sohn Diethard studierte in Deutschland Elektrotechnik und ist als Dipl. Ing. bei einem großen Karlsruher Unternehmen tätig. Von den Tätigkeiten seines Vaters inspiriert, führt er nun dessen Arbeit als stellvertretender Vorsitzender der Heimatortsgemeinschaft Grabatz fort.

"Noch einmal will ich deine Felder, Wiesen,
die Weiten, die wie in den Himmel fließen,
zur Abschiedsstunde liebevoll umschließen.

Und will noch still der Ahnen Stätten grüßen,
die hier ein mühevolles Leben ließen,
bevor sich Tore, ach, für ewig schließen."
(aus "Abschied von daheim", von Jakob Dietrich)

Verfasst von Alfred Ivanov

Erstellt: 02.02.2012, zuletzt geändert: 12.01.2014

Josef Bauer (26.07.1928 in Grabatz - 29.12.2011 in Karlsruhe)


Die Heimatortsgemeinschaft Grabatz trauert um ihren Ehrenvorsitzenden Josef Bauer

Bild: Portrait Josef Bauer
Wilhelm von Humboldt schrieb einst in einem seiner unzähligen Briefe: "Der Tod ist kein Abschnitt des Daseins, sondern nur ein Zwischenereignis, ein Übergang aus einer Form des endlichen Wesens in eine andere".

Uns, die Heimatortsgemeinschaft Grabatz, traf dieses Zwischenereignis, das Ableben unseres Ehrenvorsitzenden Josef Bauer vor wenigen Tagen, unerwartet und erfüllt uns mit tiefer Trauer.
Josef Bauer erblickte am 26. Juli 1928 in der Heidegemeinde Grabatz das Licht der Welt. In einer Zeit geprägt durch die Nachwehen des 1. Weltkrieges und dem beginnenden Untergang des stolzen Banater Bauerntums verbrachte er dennoch eine schöne Kindheit. Während seiner Schulzeit erwarb er sich als Klassenbester den Respekt seiner Mitschüler und des damaligen Dorfpfarrers Franz Haubenreich, dem er mehrere Jahre hindurch als eifriger Ministrant zur Seite stand.

Der Ausbruch des 2. Weltkrieges und die darauf folgende überstürzte Flucht vor den Russen zerschlugen schlagartig die heile Welt des damals 16-jährigen. Zurückgekehrt in die alte Heimat, die nicht mehr die gleiche war, erlebte Josef Bauer die Willkür der neuen Machthaber. Zuerst wurde seine Familie enteignet, kurz darauf wurde er für fünf Jahre in den Baragan zwangsverschleppt. Seinen Optimismus verlor Josef Bauer dennoch nicht. Nach seiner wiederholten Rückkehr nach Grabatz fand er eine Anstellung als Verwalter und später als Buchhalter bei einem staatlichen Landwirtschaftsunternehmen. Auch in seinem Beruf erwarb er sich durch seine Gewissenhaftigkeit, seine Genauigkeit und seinem Pflichtbewusstsein große Anerkennung.

Ende der 50er Jahre heiratete er Helene Schmidt, die Tochter eines ortsansässigen Wagners. Der Ehe entsprangen drei Kinder, die das Familienidyll vervollständigten. Nach dem damaligen Sturz des rumänischen Diktators Ceausescu und der Öffnung des roten Zaunes gegen Westen kam auch die Familie Bauer nach Deutschland und ließ sich im badischen Karlsruhe nieder. Josef Bauer trat dort dem Chor der Banater Schwaben bei, wurde Vorstandsmitglied und Kassenwart der Heimatortsgemeinschaft Grabatz und war häufig ehrenamtlich seinen Landsleute beim Ausfüllen von Formularen und dergleichen behilflich.

2000 - 2004 war Josef Bauer erster Vorstandsvorsitzender der HOG Grabatz. Während dieser Zeit erkrankte er an einem Herzleiden und seine Frau Helene an Krebs. Fast genau vier Jahre nach dem Tode seiner Frau verstarb Josef Bauer kurz vor Jahresende im Alter von 83 Jahren.

Die Heimatortsgemeinschaft Grabatz trauert um ihren Ehrenvorsitzenden und spricht hiermit allen Hinterbliebenen ihre tiefempfunde Anteilnahme aus.

Verfasst von Alfred Ivanov

Erstellt: 29.12.2011, zuletzt geändert: 12.01.2014

Die HOG-Grabatz trauert um ihren ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Michael Gruber


Nachruf Michael Gruber (15.03.1915 - 29.05.2006)

Bild: Portrait Michael Gruber
Sein Ziel war klar, es galt nur einen Weg zu finden. Diese Zeile passt so gut auf unseren Grabatzer Landsmann Michael Gruber wie auf kaum einen Zweiten. Für seinen langjährigen und unermüdlichen Einsatz als Vorstandsvorsitzender der Heimatortsgemeinschaft Grabatz wollen wir ihm hiermit danken und gedenken.

Michael Gruber konnte auf ein erfülltes und aufregendes Leben zurückblicken. Am 15. März 1915 in Grabatz geboren verbrachte er zusammen mit seinem drei Jahre jüngeren Bruder Hans eine schöne Grabatzer Kindheit. Er tat als Kind, was die meisten anderen Jungen seines Alters auch taten. Seine Lieblingsbeschäftigung war das Fußballspielen mit dem Fetzenball, wenn er nicht gerade Geigenunterricht hatte oder in der Kirche ministrieren musste. So lebhaft man auch auf der Straße war, in der Schule bei Altlehrer Sauer musste man Ordnung und Disziplin bewahren. Nach Beendigung der Grundschule im Jahre 1929 besuchte Michael Gruber die Ackerbauschule in Wojteg. Im Alter von 24 Jahren wurde er Soldat und trat 1943 der deutschen Armee bei.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges verbrachte er mehrere Jahre in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Am 29. November 1945 verstarb sein Vater, Josef Gruber, im Alter von 66 Jahren ohne zu erfahren, ob sein Sohn den Krieg überlebt hat oder nicht.
Nach seiner Gefangenschaft im Jahre 1947 kam Michael Gruber nach Mönchzell, einem kleinen Ort in der Nähe von Heidelberg. Er entschied sich gegen eine Rückkehr nach Grabatz und wollte sich in Deutschland eine neue Existenz aufbauen. Er arbeitet auf einem Bauernhof, bis er im Jahre 1949 die selbstständige Kauffrau Irmgard Anzlinger kennen lernte. Bereits ein Jahr später waren die beiden verheiratet und führten zusammen einen kleinen Gemischtwarenladen und das Postamt in Mönchzell.

Es war keine leichte Zeit im armen Nachkriegsdeutschland. Die Eheleute Gruber arbeiteten von früh bis spät. Als im Jahre 1951 ihre Tochter Marie-Luise zur Welt kam, kauften sie sich noch eine Maschine zur Herstellung von Sodawasser und Limonade. Als das Geschäft lief, verpachtete es Michael Gruber und gründete gleichzeitig ein eigenes Taxiunternehmen. Dieses führte er bis zu seiner Pensionierung. Heute wird es von seinem Schwiegersohn weiter betrieben.

Im Jahre 1961 verhalf Michael Gruber seiner Mutter Maria, geb. Just, und seiner Großmutter Anna Bartl zur Ausreise nach Deutschland und nahm sie zu sich nach Mönchzell, wo sie bis zu ihrem Ableben zusammen wohnten. Nachdem seine Ehefrau Irmgard 1986 verstorben war, reiste Michael Gruber 1987 als Witwer nach Grabatz und traf dort seine alte Schulfreundin Josefa Gaul wieder, die er zwei Jahre später, am 20. Oktober 1989, ehelichte.

Als Vorstandsvorsitzender der Heimatortsgemeinschaft Grabatz führte Michael Gruber das erste Grabatzer Treffen ein. Unter seinem Vorsitz wurde die Grabatzer Ortsmonographie erstellt und auch sonst war er viele Jahre stets für seine Landsleute, sowohl in Deutschland als auch in der alten Heimat, da.

Auch in seiner Wahlheimat war er sehr aktiv. In Mönchzell war er Gründer des Musikvereins, Schriftführer des Kleintierzuchtvereins, Mitgründer und Vorstand des Krankenvereins und im Vorstand des Sportvereins tätig. Dennoch blieb er stets mit seiner Heimat verwurzelt.

Anlässlich eines Besuches sagte er zu mir: "Jetz wohn ich schun 60 Jahr do in dem Ort un bin immer noch a Fremder". Dieser Satz drückte, denke ich, seine ewige Heimatverbundenheit aus.

Die HOG Grabatz bewahrt Michael Gruber in ewiger Erinnerung.
Einige Menschen bleiben für immer, denn sie hinterlassen Spuren in unseren Herzen.

Verfasst von Alfred Ivanov

Erstellt: 29.05.2006, zuletzt geändert: 30.03.2014
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